„Pilger der Hoffnung“ sein - in Heimbach im Heiligen Jahr

Einladung zur Wallfahrtsoktav und zur sommerlichen Wallfahrtszeit in Heimbach

Heimbach Wallfahrt 02 (c) A.Friedrich
Heimbach Wallfahrt 02
Datum:
Sa. 5. Juli 2025
Von:
Kurt Josef Wecker
Ein gläubiger Journalist fragte in diesen Tagen: Sind wir Christen inzwischen wie eine seltene Affenart, die man im Zoo lieber von der anderen Seite eines Gitters bestaunt oder kopfschüttelnd zur Kenntnis nimmt? Was machen wir, wenn wir Heilige Jahre begehen und zur Wallfahrt aufbrechen? Begeben wir uns auf eine Zeitinsel? Nicht „alle Jahre wieder“, sondern nur „alle Jubeljahre“ gibt es ein vom Papst ausgerufenes „Heiliges Jahr“. Ja, ein heiliges Jahr „kommt nur alle Jubeljahre vor“; ein seltenes Ereignis, das wir in unserem Leben zwei-, höchstens dreimal erleben können und welches der Kirchengeschichte einen eigentümlichen Rhythmus und eine verlässliche Periodizität gibt. Angesichts eines solchen besonderen Jahres spüren wir, dass die Zeit etwas kostbares, ja, etwas Heiliges ist, dass sie Höhepunkte und Wendepunkte und Übergänge kennt. Die Juden haben den Sabbat, wir Christen den Sonntag, die Kirchenfeste und eben - das Heilige Jahr.
Jedes Heilige Jahr hat ein bestimmtes Motto und konzentriert uns auf ein bestimmtes Thema, diesmal auf die göttliche Tugend der Hoffnung. Dieses Pilgerjahr in Rom und an vielen Wallfahrtsorten in Deutschland steht unter dem schönen Leitwort „Pilger der Hoffnung“ (Peregrinantes in spem).
Der Papst lädt uns nach Rom ein. Und Heimbach lädt unter dem gleichen Motto ein, in der Oktavwoche vom 6. bis 13. Juli 2025 beim stillen Bild der „schmerzhaften Gottesmutter“ geistlich zu Kräften zu kommen. Anders als 2016 gibt es diesmal außerhalb Roms keine Heiligen Pforten, auch nicht in Heimbach. Doch auch ohne eine Heilige Pforte kann das Unerwartete geschehen, können sich Türen in das Geheimnis öffnen und uns kleine Wunder widerfahren, laufen wir uns frei im „Wallen“, im Gehen und Ankommen und werden vielleicht zu „Pilgern der Hoffnung“ verwandelt. Christus ist nicht nur Wegzeichen, der uns die Richtung weist, sondern Weggefährte, der mitgeht. Paradox: Er ist ein Wegzeichen, das nicht bloß am Rand meiner Lebensreise steht, sondern der Allernächste, der uns folgt und dem wir folgen. Er bringt uns zu Maria. An Hoffnungsorten wie Heimbach kann die Ahnung aufbrechen, wie es für mich weitergehen kann. Denn wer sich bewusst zu einem solchen ‚heiligen Spiel‘ entscheidet und zu einer Wallfahrt – und sei es nur zu einer ‚Tagesreise‘ im Nahbereich - aufbricht, will klarer sehen und möchte, dass nicht alles beim Alten bleibt. Die Begegnung mit dem schön schweren Gnadenbild der Pietà will ‚etwas mit mir machen‘, will uns zu Stellvertretern und Fürbittern derer machen, denen das Pilgern nichts mehr sagt und die ihre Glaubenshoffnung verloren haben. Für viele Zeitgenossen ist die uns von Christus in der Taufe geöffnete Tür zur Kirche und zur Glaubenswelt zugefallen, der Zugang zur Gemeinde zugeschlossen, wurde der Himmel nichtssagend. Der leise Gott verklingt in der Seele und wird zu einem kaum hörbaren Hintergrundgeräusch des Lebens oder zu einer verblassten und nicht mehr vermissten Idee. Manche Zeitgenossen verharren unentschlossen auf der Schwelle vor dem Geheimnis.
„Nur um der Hoffnungslosen willen ist uns die Hoffnung gegeben“, sagte der jüdische Philosoph Walter Benjamin. In unserer kalten, entzauberten und kriegerischen Welt voller diffuser Zukunftsängste und Hoffnungsarmut wollen wir Christen „Pilger der Hoffnung“ sein und bleiben. Ich wünsche uns, dass wir bei der Oktav in Heimbach und auch bei den Gottesdiensten in unseren Pfarrkirchen oder während mancher Kirchenentdeckungen an Ihren und Euren Urlaubszielen die Schönheit und den Trost des Glaubens erfahren. An solchen Brennpunkten ist die Kirche nicht in Auflösung, sondern sammelt sich, konzentriert sich, so wie vor dem 570 Jahre alten Gnadenbild oder beim Entzünden einer Kerze und einer Zeit der Anbetung in der 300 Jahre alt gewordenen Clemenskirche in Heimbach.
Wallfahrt bereitet schöne Gemeinschaftsgefühle und mehr … Denn Hoffnung ist fragil und eine nur begrenzte Ressource; sie bedarf geistlicher Tankstellen, des Schutzes, der helfenden Umgebung, der Stütze durch andere Hoffende. Pilgernd können wir Boten geteilter und weitergegebener Hoffnung sein und uns den Frieden und die Vergebung Gottes schenken lassen.
Seien Sie also herzlich willkommen im Marienwallfahrtsort Heimbach, an diesem Hoffnungsort im Nahbereich.
Ihnen und Euch einen erholsamen Sommer
Kurt Josef Wecker