Ein Jubiläum im Jubeljahr 2025:

Die Geburtsstunde unseres Glaubensbekenntnisses 1700. Jahrestag des ökumenischen Konzils von Nizäa im Jahre 325

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beten
Datum:
Sa. 7. Juni 2025
Von:
Kurt Josef Wecker, Pfr.
Vielleicht wird unser neuer Papst Leo XIV. Ende Mai oder im Juni – wie es noch sein Vorgänger plante - zu seiner ersten Auslandsreise aufbrechen, um im türkischen Iznik nahe an Istanbul, im früheren Nicaea, mit anderen Kirchenführern aus Ost und West eines kirchengeschichtlich wichtigen Ereignisses zu gedenken, das dort in Bithynien in Kleinasien vor 1700 Jahren stattfand. Es war die erste nicht nur regionale Synode der Kirchengeschichte, ein Reichskonzil, allerdings ohne päpstliche Präsenz. Den wichtigsten Niederschlag dieses Konzils, das große Credo, finden wir in unserem Gotteslob (GL 122, GL 586,2). Das Heilige Jahr ist zugleich ökumenisch das Jubiläumsjahr des ersten ökumenischen Konzils der Kirchengeschichte, ein „Jahr mit dem Bekenntnis“, mit diesem großen „Nizaeno-Konstantinopolitanischen Symbolum“, dem Credo, das alle Kirchen gemeinsam beten. Uralte Worte werden zum Band der Einheit zwischen den Ostkirchen, der Orthodoxie, der katholischen Kirche und den evangelischen Kirchen. Vom 20. Mai bis zum 25. Juli wird dieses ersten Konzils und dieser Konsensfindung gedacht. Die Ostkirche verehrt das Konzil als „die große und heilige Synode der 318 Väter“. Der 19. Juni 325 war der Tag, an dem das Credo, der Basistext der Kirchen, vom Konzil angenommen wurde. Nach diesem Konzil lud der Kaiser die Teilnehmenden zu einem prächtigen mehrtägigen Bankett anlässlich seines 20jährigen Regierungsjubiläums ein, ein etwas ambivalentes Bild: Die Bischöfe auf den weichen Polstern des Machthabers. …  Diese Versammlung war auch ein Politikum. Einladender war nämlich nicht der Bischof von Rom oder ein Patriarch, sondern ein ‚Laie‘, kein geringerer als der damals noch nicht getaufte römische Kaiser Konstantin. Seit 324 war er Alleinherrscher. Er rief die Bischöfe in seinen Sommerpalast zusammen, trieb das Reichskonzil voran und steuerte Entscheidendes dazu bei; es ging ihm um die Einheit der Kirche und des Reiches, um die Wahrung des Glaubenskonsenses, den inneren Frieden im Imperium. Etwa 220 Bischöfe (angeblich seien es - wegen der biblischen Zahl in Gen 14,14 - 318 gewesen) waren damals um den Kaiser versammelt, nur wenige davon aus dem Westen; Der betagte Papst Silvester I. ließ sich durch zwei Legaten vertreten. Das Konzil hatte zwei Hauptthemen: den Osterfesttermin und die Frage: Wer ist Jesus Christus? Soll Ostern am 14. Nisan, dem jüdischen Pessach gefeiert werden, auch wenn dieser Tag in die Werkwoche fällt - oder am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond? Für letzteres entschied man sich. Ausgerechnet 2025 gab es die seltene Situation, dass Osten und Westen an demselben Sonntag, dem 20. April, Ostern gefeiert haben – ein schöner Wink für die Ökumene, ein Zeichen der Hoffnung, dass einmal alle Christen dieses höchste Fest an demselben Datum begehen werden. Der zweite Grund, warum der Kaiser höchstpersönlich zu diesem Konzil einlud, war die Klärung der Frage, wer Jesus, der Christus, ist. Erbitterte Kontroversen wurden geführt, und es heißt, auf dem Marktplatz von Konstantinopel haben sich die Frauen beim Einkauf gezankt, ob Jesus dem Vater nur wesensähnlich oder eben wesensgleich (homoousios) sei. Der Anlass der Konzilsentscheidung, zu welcher der Kaiser drängte: Ein lokaler Konflikt in Alexandrien um die Person Jesu Christi. Dies war mehr als ein ‚Theologengezänk‘; schnell hätte dieses theologische Gegeneinander zu einem Flächenbrand werden können. Für den Kaiser galt, um des lieben Friedens willen: Ein Gott, ein Reich, ein Glaube, eine Kirche. Das Bekenntnis von Nizäa wurde deshalb auch Reichsgesetz.
Bewegt uns die Zentralwahrheit der Menschwerdung Gottes? Wer bist du, Jesus? Ist Jesus nur ein besonders gelungenes, gar das erste Geschöpf Gottes, der gute Mensch von Nazareth, der sympathische Wanderprediger und sendungsbewusste Rabbi? Ist Jesu nur ein dem göttlichen Vater untergeordnetes Geschöpf, ein Zwischenwesen, eine Mittlerfigur, bestenfalls ein Halbgott, ein Wegweiser zum Himmel, der uns vielleicht Wichtiges mitteilt, ohne uns ‚Gott‘ zu bringen? Eine solche Unterordnung des Sohnes unter den Vater lehrte ein Presbyter aus Alexandrien: Arius. Er fand zahlreiche Anhänger – durchaus im guten monotheistischen Glauben, damit die Einzigartigkeit Gottes zu verteidigen. Der heilige Nikolaus wurde auf dem Konzil sogar handgreiflich und versetzte seinem Kontrahenten Arius eine schallende „heilige Ohrfeige“. Er bekannte sich zur Göttlichkeit Jesu Christi und darum auch zur wahren Menschlichkeit des Erlösers. So hat es auch der heilige Athanasius gelehrt, der damals noch Diakon war und später – weil der Kaiser opportunistisch und wankelmütig war, vagen Kompromissformeln zustimmte und sich später auf die Seite der Arius-Anhänger schlug - als „Märtyrer für die Wahrheit“ für 2 Jahre nach Trier verbannt wurde. Doch auch die Ohrfeige des heiligen Nikolaus konnte nicht verhindern, dass die „arianische Krise“ weiterging.
Im Petersdom hält Athanasius zusammen mit drei weiteren Kirchenvätern im genialen Entwurf Berninis die Cathedra Petri. So wichtig das Konzilsjubiläum ist, die kaiserliche Einflussnahme und seine Nachgeschichte werfen auch die Frage auf, wie sehr sich die Kirche staatlichen Machthabern, ihren Interessen, wechselnden Stimmungen und dem Zeitgeist unterwerfen darf.
Wir glauben an die Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater. Dieses große Credo ist wie das bekanntere Apostolikum ein Taufbekenntnis, ein theologiegesättigter Bekenntnistext, mit dem wir uns vielleicht wegen der dogmatischen, unbiblischen, abstrakten, lehrhaften Sprache schwer tun und das darum viel zu selten in der Messfeier gesprochen und oft durch ein „Credo-Lied“ ersetzt wird. Dieses große Credo von Nizäa (das in Konstantinopel im Jahre 381 an einigen Punkten ergänzt wurde), das so viele Komponisten vertont haben, ist keine verstaubte Sprachreliquie, keine Antwort auf eine Frage, die niemand mehr stellt. Unter dem Mantel des Dogmas ist es ein Preisgesang auf die Großtaten Gottes und auf die Wahrheit Jesu Christi und den Grund unseres Heiles. In Christus Jesus hat sich Gott uns offenbart. Der Sohn Gottes ist Gott Sohn. Das Konzil und auch die drei weiteren Ökumenischen Konzilien lehrten in der Sprache und Denkform ihrer Zeit die zentrale provokante Wahrheit, die in unserer christusvergessenen Zeit verschwiegen oder umgedeutet wird: Gott ist Mensch geworden; so hat er uns erlöst. Gott ist beziehungsreich und Jesus gehört von Ewigkeit her in die Wirklichkeit Gottes hinein: „Wir glauben an den einen Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, als Einziggeborener aus dem Vater gezeugt, das heißt aus dem Wesen des Vaters, Gott aus Gott, Licht aus Licht, wahrer Gott aus wahrem Gott, gezeugt, nicht geschaffen, wesensgleich mit dem Vater“.
Wir wollen dieses Ereignisses am Pfingstmontag 09.06. in einem ökumenischen Gottesdienst gemeinsam mit Herrn Pfarrer Martin Gaevert und der evangelischen Gemeinde um 11.00 Uhr in St. Johannes Baptist Nideggen gedenken.
Ihnen und Euch einen schönen Monat Juni.
Kurt Josef Wecker, Pfr.